Wie kühle Köpfe die Stadt warmhalten

„Mancherorts minus 14 Grad“, meldet der rbb am 14. Februar. Plötzlich macht der Berliner Winter ernst. Doch in der Leitwarte der Fernwärme ist von dem Kälteschock wenig zu spüren. „Zu Schichtbeginn sah das noch anders aus. Da haben wir rotiert“, räumt Jan Weinstok ein, der bei BEW als Dispatcher Netzhydraulik arbeitet. „Die Tagesspitze im Wärmebedarf erreichen wir wochentags kurz vor 8 Uhr, wenn viele Berliner:innen duschen und in den Büros die Heizungen aufgedreht werden.“

Kommt dann noch strenger Frost hinzu, sinken Temperatur und Druck im Fernwärmenetz rapide ab. Zum Ausgleich werden dann Spitzenlastanlagen zugeschaltet. In der Regel geschieht dies bereits in der Nacht. Denn bis die Wärme beim Kunden ankommt, können schon mal 1-2 Stunden vergehen. Heute sind es unter anderem die beiden Gasturbinen in Charlottenburg, die den zusätzlichen Bedarf decken müssen.

Auf den riesigen Monitoren in der Leitwarte sieht Jan Weinstok, dass sich die Lage im Laufe des Vormittags wieder normalisiert hat. Nur Schöneberg bereitet dem Dispatcher Kopfzerbrechen. Der Druck rund um das Bayrische Viertel will einfach nicht steigen.
 

BEW Berliner Energie und Wärme | Wie kühle Köpfe die Stadt warmhalten

„Vieles haben wir so oder ähnlich schon erlebt“, sagt Jan Weinstok. Wir wissen, wie die Hydraulik an den verschiedenen Stellen im Netz reagiert und können daraus ableiten, was zu tun ist. Es gibt eine Reihe von Stellschrauben, an denen man drehen kann.

In diesem Fall beschließt er, einen zusätzlichen Heißwassererzeuger am Standort Wilmersdorf zuzuschalten. Aufgrund der räumlichen Nähe erwartet er einen schnellen Effekt. Dennoch muss die Anpassung behutsam erfolgen, um die Hydraulik nicht zu überlasten und keine Wärme zu verschwenden. "Die Kunst ist, alle Kunden gut zu versorgen und dabei wirtschaftlich zu bleiben.

Tatsächlich steigt der Druck auch in Schöneberg schnell auf den gewünschten Wert. Inzwischen spielt auch die Sonne mit, so dass Weinstok die ersten Anlagen wieder vom Netz nehmen kann. Zufrieden lehnt er sich zurück. Berlin konnte sich auch an diesem kalten Tag auf seine Fernwärme verlassen. Wie an den anderen 364 Tagen im Jahr.