“Wir bewirken so viel, auch wenn die Menschen das nicht wissen”

Als Leiterin von Strategie, Politik und Regulierung trägt Susanne Huneke eine Menge Verantwortung. Kein Tag ist wie der andere. Im Gespräch verrät sie, was sie an den Herausforderungen fasziniert.

Susanne Huneke könnte gestresst sein, kurz angebunden. Alle würden es verstehen. Sie leitet seit Mai 2024 den in der BEW neu geschaffenen Bereich Strategie, Politik und Regulierung. Drei große Begriffe, die so viel umfassen, dass vor allem eins klar ist: Da steckt viel Arbeit drin. Hört man Susanne zu, ist da aber kein Stress zu hören. Stattdessen erzählt sie so klar und begeistert von ihrer Arbeit, wie andere Menschen Urlaubspläne beschreiben würden. Dass das nicht von ungefähr kommt, verrät sie im Gespräch, genauso wie ihre größte Motivation dafür, sich immer wieder aufs Neue in die Arbeit zu stürzen.

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Interview

Strategie, Politik und Regulierung: Wie passen diese drei Bereiche zusammen?

Die BEW ist jetzt seit fast einem Jahre ein kommunales Unternehmen und wir gehören zur Daseinsvorsorge. Anders als andere Unternehmen sind wir nicht völlig frei uns aussuchen, was wir tun. Stattdessen sind unsere Ziele stark mit Politik und auch gesellschaftlichen Debatten verbunden: “Wir möchten bis 2045 dekarbonisieren – ohne, dass die Last für Bürger:innen der Stadt zu groß wird.” Strategie fußt auf diesen Zielen - und auf dem, wie wir das umsetzen wollen und können.
 

Aber wie passen diese Bereiche konkret zusammen?

Wir haben zwei Überlegungen: Wie kommen wir an unser Ziel, also welche Strategie haben wir? Das ist die Leitfrage für unser Strategie-Team. Aktuelle befassen wir uns dort z.B. mit der Frage, welche Rolle Batteriespeicher für uns spielen könnten und wie wir die Kooperation mit der TU Berlin ausbauen können. Und: Was brauchen wir dafür von der Politik und Gesetzgebung? Das ist die Leitfrage für das Team Politik & Regulierung. Dieser Teil unseres Teams spricht dafür mit Politiker:innen: Welche Voraussetzungen sind erforderlich, damit uns die Dekarbonisierung gelingt bei gleichzeitig fairen und verantwortungsvollen Preise? Den dritten Baustein des Bereiches bildet das Team M&A und Beteiligungsmanagement, welches sich mit der Ausrichtung unserer Tochtergesellschaften sowie allen Formen von Partnerschaften befasst, die die Wertschöpfungskette der BEW stärken können.
 

Klingt ganz schön anstrengend.

Keine Woche gleicht der anderen. Es ist anspruchsvoll, vor allem aber abwechslungsreich. Wir arbeiten stark von der Politik geprägt, etwa nach der Bundestagswahl. Wir schauen, wer die Abgeordneten für Berlin sind. Kennen wir die? Wir bauen Kontakte auf, vertiefen sie. Und wir erklären immer wieder, warum Fernwärme für Berlin wichtig ist und warum ein Einsatz für Ausbau und Dekarbonisierung wichtig und entscheidend ist.
 

Ihr redet also vor allem mit Politiker:innen?

Das Land Berlin ist seit Mai 2024 unsere Eigentümerin. Aber das ist ja nicht eine Person, sondern es sind zahlreiche Menschen. Es gibt den Senat, Bezirke, die Verwaltung, NGOs: Da richtig hinzuhören und im Austausch zu sein, ist anspruchsvoll. Gleichzeitig ist diese Vielschichtigkeit das Spannende.
 

Der Begriff “Regulierung” steckt auch in eurem Abteilungsnamen. Heißt das, ihr seid auch alle Spezialist:innen für Rechtsfragen?

Wir werden oft von BEW-Kolleg:innen zu Rechtsfragen gefragt (lacht). Die Fachpersonen dafür sitzen aber tatsächlich in einer anderen Ecke des Gebäudes: die Rechtsabteilung. Sie bewertet die Gesetze und legt sie aus. Wir beschäftigen uns mehr mit der Zukunft: Wie könnten sich Gesetze ändern? Welche Verfahren stehen und welche Position vertritt die BEW.
 

Ist das das einzige Missverständnis, das mit BEW-Kolleg:innen auftritt?

Wir sind auch ein Kanal aus dem Unternehmen nach draußen. Wir sprechen mit der Politik nicht etwa zum Selbstzweck, sondern für die BEW. Das heißt, wir können auch Support für Fachbereiche sein, Verbindungen zu Behörden herstellen, Ansprechpartner des Senats und im Bezirk finden.
 

Welche Vorurteile begegnen dir extern zur BEW?

Wir sind bei der breiten Masse in der Berliner Stadtgesellschaft noch relativ unbekannt. Das liegt daran, dass wir keine Verträge mit den Mieter:inen haben. Dabei versorgen wir knapp ein Drittel der Wohnungen Berlins. Wir bewirken so viel, auch wenn die Menschen das nicht wissen. Aber ich merke in meinem Umfeld, dass mich Freund:innen immer öfter ansprechen, weil sie unser Logo irgendwo im Stadtbild gesehen haben. Wir werden insgesamt immer bekannter in Berlin.
 

Politik, Verwaltung, NGOs: Du kommunizierst mit so einem breiten Spektrum an Menschen. Was ist dabei dein wichtigstes Werkzeug?

Einfühlungsvermögen. So kann ich unsere Arbeit in einer Sprache erklären, die auch Menschen verstehen, die nicht bei der BEW arbeiten, die nicht Expert:innen für Energie und Wärme sind.
 

Wenn du allen Berliner:innen eine Botschaft mitgeben könntest, welche wäre das?

Viele Berliner:innen wissen vielleicht zu großen Teilen noch gar nicht, wer wir sind. Aber sie sollten unbedingt wissen, dass wir es sind, die die Stadt dekarbonisieren möchten. Dass wir mit verantwortungsvollen Preisen breite Akzeptanz erreichen wollen. Die wichtigste Botschaft wäre aber: Wir arbeiten mit Herzblut für Versorgungssicherheit und Wärmewende und wir tun unsere Arbeit für die Berliner und Berlinerinnen.
 

Ist es diese Herausforderung, die dich bei deiner Arbeit motiviert?

Die Dekarbonisierung eine riesige Herausforderung. Aber wir als BEW sind sehr kompetent. Wenn es jemanden gibt, der die Dekarbonisierung erreichen kann, dann sind wir das. Ich habe zwei Kinder. Wenn ich denen irgendwann sagen kann: Das ist es, was wir erreicht haben, dann ist das eine großartige Sache. Das motiviert mich, jeden Tag daran zu arbeiten.
 

Vielen Dank für das Gespräch.
 

Susanne Hunekes arbeitet seit 2013 in der Wärme, damals für Vattenfall, seit Mai 2024 als Leitung der Strategie, Politik und Regulierung für die BEW Berliner Energie und Wärme. Im Gespräch beeindruckt auch das, was sie nicht sagt: Vor mehreren Fragen nimmt sich Susanne länger Zeit, über ihre Antworten nachzudenken – um dann so präzise und klar zu antworten, dass keine Nachfrage notwendig ist.